Ein ganzes Viertel
Das Frankfurter Bahnhofsviertel blickt auf eine spannende und wechselhafte Geschichte mit vielen Veränderungen zurück. Vom prächtigen großbürgerlichen Wohnquartier hin zur verruchten Rotlichtmeile, vom Amüsierviertel zum Szene-Kiez und vom positiv aufstrebenden, kreativen, multikulturellen Stadtteil zu einem Teil Frankfurts, der aktuell überwiegend für Verwahrlosung im öffentlichen Raum steht.
Die Immobilien-Eigentümer, die sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen haben, wollen aktiv dazu beitragen, diesen negativen Prozess dauerhaft zu beenden. Unsere Mitglieder – Familienunternehmen wie auch institutionelle Eigentümer – sind dem Standort Bahnhofsviertel oft seit Jahrzehnten eng verbunden und wollen ihn mit all seinen Facetten auch in Zukunft weiter mitgestalten.
Dabei geht es allen Beteiligten darum, unser vielschichtiges, kreatives und besonderes Viertel mit all seinen schrägen Schönheiten und schönen Schrägheiten sowie seinem enormen Potenzial wieder zurück auf einen guten Weg zu führen. Einen Weg, der für Frankfurt – und vor allem für die Bewohner, Unternehmer und Arbeitnehmer in diesem Stadtteil – sichtbareres Symbol für ein besonderes Viertel ist, das traditionell mit seinen Brüchen zu leben versteht.
Wir werden uns intensiv und offen mit allen an der Verbesserung der Situation interessierten Bürgern, Institutionen und Initiativen austauschen, wollen mit Rat und Tat zu Seite stehen und werden unsere Mittel nutzen, um auch unserer Verantwortung für unsere Mieter und deren rund 20.000 Mitarbeiter im Viertel gerecht zu werden. Dabei ist natürlich die grundsätzliche und deutliche Verbesserung der Situation für Drogenkranke und Obdachlose ein wesentlicher Teil einer sozial ausgewogenen Lösung und ein nicht minder wichtiges Anliegen für uns.
Als Frankfurter Bürger und Frankfurter Unternehmen werden wir unter dem Motto „Ein ganzes Viertel“ dazu beitragen, unseren Stadtteil Bahnhofsviertel aus seiner negativen Dynamik zu befreien, auf den Weg zu einer positiven Entwicklung für alle zurückzukehren und dauerhaft für ein lebenswertes Miteinander zu sorgen.
Die Industrie- und Handelskammer unterstützt die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel, da sie das Ziel hat, die Situation der Unternehmerinnen und Unternehmer am Standort nachhaltig zu verbessern. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation im Bahnhofsviertel immer weiter verschlechtert, mit teilweise dramatischen Auswirkungen auf die Betriebe. Dies ist nicht länger hinnehmbar, die Berufsausübung und Unternehmensführung müssen möglich sein. Dafür bedarf es geordneter Verhältnisse, damit Kunden und Geschäftspartner sicher zu den Geschäften kommen können und die Unternehmen für die Beschäftigten attraktiv bleiben. Im öffentlichen Raum gibt es erheblichen Handlungsbedarf hinsichtlich der Erhöhung von Sicherheit und Sauberkeit. Inzwischen gehen die Auswirkungen der dortigen Entwicklung weit über das Bahnhofsviertel hinaus. So wird durch bundesweite und internationale Berichterstattungen ein negatives Image kreiert, welches letztlich dem gesamten Wirtschaftsstandort Frankfurt am Main schadet.
10 gute Punkte
Forderungen, Anregungen und Wünsche zur Verbesserung der Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel sind seit Jahren zahlreich vorhanden und werden an den unterschiedlichsten Stellen immer wieder aufgeführt und diskutiert. Allein die Erkenntnisse führen zu keinen Lösungen.
Die Mitglieder der Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel unterstützen alle an echten Lösungen interessierten Beteiligten und Betroffenen. Dies aber mit klarem Fokus auf messbare Ergebnisse, denn nicht das Erzählte reicht, sondern das im Viertel Erreichte zählt.
Die nachstehenden 10 Punkte werden unsere Arbeit so lange prägen, bis unsere Mieter, Anwohner, Gewerbetreibende und Eigentümer sie für gelöst halten.
Sicher
1. Deutlich erhöhte Polizeipräsenz im Viertel / am Bahnhof zur vorbeugenden Kriminalitätsabwehr.
2. Dauerhafte Polizeipräsenz mit möglicher Polizeiwache am Kaisersack.
3. Waffenverbot in den von der Polizei definierten Bereichen.
Sauber
4. Wiederherstellung eines lebenswerten öffentlichen Raums für alle mit entsprechender Sauberkeit und Sicherheit. Weitere sinnvolle Erhöhung/Optimierung der Reinigungsfrequenz der Straßenreinigung. Schnellere Entsorgung von Haus- und Gewerbeabfällen.
5. Schaffung von Abstell-Zonen für E-Scooter, Verbot von E-Scootern außerhalb dieser Zonen.
6. Dialog mit der Bahn zur besseren Gestaltung/Absicherung und Reinigung der zahlreichen Baustellen. Optische Änderung der baulichen Situation am S-Bahn-Abgang Kaisersack.
7. Bewahrung/Schutz der rund 200 denkmalgeschützten Gebäude im Viertel.
Sozial
8. Aufbau einer deutlich größeren Anzahl von Streetworkern für die dauerhafte und verbesserte Betreuung der Drogenszene vor Ort.
Schaffung zusätzlicher sozialer Unterkünfte & Druckräume bzw. Unterstützung der dortigen Eigentümer bei der Umsetzung.
9. Bereitstellung von Sanitäranlagen/Toilettenwagen an markanten Punkten im Viertel.
10. Schnelle Umsetzung von Maßnahmen für bessere Betreuung von Obdachlosen mit einer adäquaten Anzahl von Schlafmöglichkeiten.
Aktuelles
Ein schönes Tor für die EM 2024
Die Bedeutung des sogenannten Kaisersacks als "Tor zur Stadt" wird gegenwärtig oft im Zusammenhang mit der EM in diesem Sommer gesehen. Die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel hat dazu mit der Unterstützung des Teams von Nordisk Büro einen Vorschlag für eine lebendige und fröhliche Begrüßung der...
Situation am Kaisersack muss verbessert werden
Eigentümerintiatitive Bahnhofsviertel unterstützt Verkehrsberuhigung | Umbenennung gefordert / Erweiterung des Emilie und Oskar Schindler Platzes sinnvoll | Frankfurt, 19. Dezember 2023 – Die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel, ein Zusammenschluss von derzeit 18 Immobilieneigentümern im Bahnhofsviertel (https://einganzesviertel.de), unterstützt die kürzlich formulierte Forderung des Ortsbeirats 1 nach einer Verkehrsberuhigung des Kaisersacks ausdrücklich…
36. Wirtschaftstag im Bahnhofsviertel
Stadträtin Stephanie Wüst und Sandra Janicijevic, Head of Marketing & Communications Blockchain Helix © Wirtschaftsförderung Frankfurt Am Donnerstag, 12. Oktober, stand das Bahnhofsviertel im Fokus des 36. Wirtschaftstages der Wirtschaftsförderung Frankfurt. In der jüngeren Vergangenheit war...
Geschichte
1332
Verlagerung des Hochgerichts auf das Galgenfeld
17. Jhd.
Erste Sommerhäuser an der Windmühle
18. Jhd.
Sommerhäuser entlang des Mains werden zu dauerhaften Domizilen
1806
Abbruch des Galgens
19. Jhd.
Entlang der Mainzer Landstraße und des Mains entstehen noble Villen
1839
Eröffnung der Taunusbahn nach Höchst
1844
Baubeginn der Main-Neckar-Brücke, Fertigstellung 1848 (heute Friedensbrücke)
1846
Eröffnung der Main-Neckar-Bahn
1850
Eröffnung der Main-Weser-Bahn bis Friedberg, Verlängerung 1852 bis Kassel
1860
Justus Kramer entwickelt die Idee eines zentralen Kopfbahnhofs am Roßmarkt | Auf dem früheren Areal des zugeschütteten Winterhafens entsteht in den folgenden Jahren das Nizza
1873
Durchbruch der Kaiserstraße nach Westen | Beginn der Parzellierung der südlichen Flächen des Quartiers durch die Süddeutsche Immobiliengesellschaft
1880
Wettbewerb für das Empfangsgebäude des neuen Hauptbahnhofs, insgesamt 59 Einreichungen, Siegerentwurf von Hermann Eggert
1883
Grundsteinlegung für den Hauptbahnhof am 28. Mai
1886
Entwicklung eines Fluchtlinienplans zur Parzellierung des ehemaligen Gleisfeldes der Westbahnhöfe | Bau des Postamtes 2 in der Ludwigstraße 2-4 und Poststraße 20
1888
Eröffnung des Güterbahnhofs (nördlich der Mainzer Landstraße gelegen, heute Europaviertel) am 1. August | Einweihung des Hauptbahnhofs am 18. August
1891
Internationale Elektrotechnische Ausstellung: Am 24. August gelingt erstmals die Fernübertragung von Wechselstrom von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main | Danach Beginn der planmäßigen Bebauung der mittleren Flächen des Quartiers
1895
Gründung der evangelischen Bahnhofsmission, 1901 folgt ein katholisches Äquivalent
1896
Loge zur Einigkeit bezieht Logenhaus in der Kaiserstraße 37
20. Jhd.
Zu Beginn des Jahrhunderts erreicht die Straßenprostitution die Kaiserstraße, zudem käufliche Liebe in Animierkneipen
1903
Neubau der Weißfrauenschule in der Gutleutstraße anstelle der seit 1868 betriebenen Schwimmanstalt Gerlach, heute August-Henze-Schule
1904
Neubau der Karmeliterschule in der Moselstraße nach Entwurf von Rudolf Reinicke
1905
Einweihung des Schumanntheaters
1906
Frankfurts erstes Kino eröffnet in der Kaiserstraße 60
1907
Bau der Rudolfschule in der Niddastraße 99-101 nach Entwürfen des Stadtbauinspektors Max Berg, heute weitgehend abgebrochen
1909
Eröffnung des Kochkunstmuseums an der Ecke Untermainanlage / Windmühlstraße
1911
Arthur Hellmer eröffnet das Neue Theater an der Mainzer Landstraße
1913
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Parzellen des Bahnhofsviertels bebaut
1924
Fertigstellung der Erweiterung des Hauptbahnhofs um sechs Gleise und zwei Hallen
1931
Fertigstellung des von Max Taut geplanten Gewerkschaftshauses als erstes Hochhaus
1933
Besetzung des Gewerkschaftshauses durch SA und NSDAP
1942
Im Amsterdamer Exil malt Max Beckmann den Frankfurter Hauptbahnhof
1944
Schwere Schäden durch Luftangriffe am 22. März, 26 Prozent der Gebäude vollkommen zerstört
1945
Amerikanische Truppen nehmen am 29. März Frankfurt ein
1948
Die neu gegründete Bank Deutscher Länder, die spätere Bundesbank, bezieht ihren Sitz in der Taunusanlage 5
1951
Die Friedensbrücke wird eingeweiht
1956
Fertigstellung der evangelischen Weißfrauenkirche
1961
Abriss des Schumanntheaters
1963
Einweihung des Fußgängertunnels am Bahnhofsvorplatz | Eröffnung des Hotels „Intercontinental“
1966
An der Weserstraße 5 wird das „Haus der Diakonie“ (später „Weser 5“) eröffnet
1967
Die IG Metall baut neben dem Gewerkschaftshaus ihre neue Hauptverwaltung
1968
Das neue Holzmann-Hochhaus in der Taunusstraße wird eingeweiht
1969
Mit dem „Crazy Sexy“ eröffnet das erste offizielle Bordell
1972
Das Hochhaus „T11“ der Chase Manhattan
Bank wird fertiggestellt
1974
Der Autotunnel zwischen Berliner Straße und Gutleutstraße wird für den Verkehr freigegeben
1977
Die DG Bank stellt ihr Hochhaus an der Wiesenhüttenstraße fertig | Die US Army räumt die Gutleutkaserne
1978
Die Dresdner Bank bezieht den „Silberturm“ | Der City-Tunnel von der S-Bahnstation Hauptbahnhof in die Innenstadt wird in Betrieb genommen
1980
Nach der Räumung der „Haschwiese“ im Anlagenring verlagert sich die Drogenszene ins Bahnhofsviertel
1982
Oberbürgermeister Walter Wallmann sagt der Prostitution und der Drogenszene im Viertel den Kampf an
1989
Die neue Römerkoalition aus SPD und Grünen macht die Pläne, die Bordelle aus dem Viertel zu verbannen, rückgängig
1990
Der Holbeinsteg wird fertiggestellt
1992
Die Sanierung des Fürstenhofs wird abgeschlossen
1995
Die ersten „Druckräume“ des Bahnhofsviertels werden eröffnet
1999
Der Kaisermarkt findet zum ersten Mal statt
2002
Nach der Holzmann-Insolvenz wird das Verwaltungsgebäude abgerissen | Auf dem Grundstück wird 2004 das „Skyper“-Hochhaus fertiggestellt | Der „Gallileo“ der Dresdner Bank wird fertiggestellt
2003
Das 4. Polizeirevier zieht vom Wiesenhüttenplatz in die Gutleutstraße | Der Bau des „Main-Forums“ der IG Metall ist abgeschlossen
2005
Das Förderprogramm „Wohnen und Leben im Bahnhofsviertel“ wird gestartet
2006
Der Verein „basis“ zur Unterstützung junger Künstler wird gegründet
2018
Der Frankfurter BAHNHOFSVIERTELCHOR wird gegründet
2019
Die KAISERPASSAGE wird nach zwei Jahren Umbau wieder eröffnet | Der Fernbusbahnhof an der Südseite des Hauptbahnhofes geht nach rd. zwanzigjähriger Planung und Bauzeit in Betrieb | Der Kaisermarkt feiert sein 20-jähriges Jubiläum
Quelle: Banker, Bordelle & Bohème, Klaus Janke, Markus Häfner, Societäts-Verlag
Denkmalschutz
Pracht kann keine Sünde sein
Das Bahnhofsviertel ist der zweitkleinste Frankfurter Stadtteil und auf diesem engen Raum liegen nicht nur Freud und Leid dicht beieinander, sondern auch rund 220 denkmalgeschützte Gebäude. Die zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gründerzeitbauten entlang der Kaiserstraße markieren heute noch eindrucksvoll die einzige Frankfurter Prachtallee. Die größtenteils aufwändig sanierten alten Fassaden sind mittlerweile ein städtebauliches Markenzeichen des Viertels und der Stadt Frankfurt. Bürgerengagement ist dabei ein wichtiger Teil der Erhaltung historischer Bausubstanz. Ein schönes Beispiel ist das 2010 mit dem hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnete Haus Nummer 31 in der Moselstraße. Hier, wo 1904 Bäckermeister Kempf seine Bäckerei eröffnete, haben seine Enkelinnen das Gebäude inmitten des Rotlichtviertels zu einem ästhetischen Meilenstein originalgetreu restauriert. Animierbar im Erdgeschoss inklusive.
Einen umfassenden Überblick liefert die Liste der Kulturdenkmäler in Frankfurt-Bahnhofsviertel.
- #7 Arno Börtzler, Regionalratsvorsitzender Regionalrat Bahnhofsviertel
- #6 Sven Feck, Cluster General Manager Flemings Hotel Frankfurt-Central
- #5 Ralf Seinecke, Galerist Schirke Seinecke
- #4 Monika Bauer, Geschäftsführerin Tanzschule Monika Bauer
- #3 Melanie Kühner, Leiterin Bahnhofsmanagement Frankfurt am Main
- #2 Laurent Weibel, Geiger + Gründer der Bahnhofsviertel Classics
- #1 Frank Lottermann, Geschäftsführer Nordisk Büro
Über uns
Wir sind eine 2023 gegründete Initiative von bisher 20 Immobilien-Eigentümern (Familienunternehmen und institutionelle Eigentümer) im Frankfurter Bahnhofsviertel. Unsere Mitglieder engagieren sich teilweise seit über einem Jahrhundert und darüber hinaus mit großen Investitionen im Stadtteil.
Diese Initiative will auch stellvertretend für über 1.000 Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern im Frankfurter Bahnhofsviertel dafür sorgen, dass unser Bahnhofsviertel wieder zu seiner alten Balance zurückfindet und als „Tor zur Stadt“ für Anwohner, Mitarbeiter in den ansässigen Unternehmen, Kunden, Messebesucher, Pendler und Touristen in Zukunft seine guten Seiten in den Vordergrund stellt.
Statt eines Logos haben wir uns für das Bild des von Max Beckmann im holländischen Exil 1943 aus dem Gedächtnis gemalten Frankfurter Hauptbahnhofs entschieden. Wir haben dieses Bild für unsere Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel ausgewählt, weil es im Städel gezeigt wird, von einem Maler gemalt wurde, der lange und gern in Frankfurt lebte und arbeite und es uns zeigt, dass auch in schlechten Zeiten die Erinnerung an die Schönheit des Frankfurter Bahnhofs und des angrenzenden Bahnhofsviertels dabei hilft, nie den Mut und die Hoffnung zu verlieren.