Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel

Max Beckmann, Frankfurter Hauptbahnhof. Städel Museum, Frankfurt am Main

Ein ganzes Viertel

Das Frankfurter Bahnhofsviertel blickt auf eine spannende und wechselhafte Geschichte mit vielen Veränderungen zurück. Vom prächtigen großbürgerlichen Wohnquartier hin zur verruchten Rotlichtmeile, vom Amüsierviertel zum Szene-Kiez und vom positiv aufstrebenden, kreativen, multikulturellen Stadtteil zu einem Teil Frankfurts, der aktuell überwiegend für Verwahrlosung im öffentlichen Raum steht.

Die Immobilien-Eigentümer, die sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen haben, wollen aktiv dazu beitragen, diesen negativen Prozess dauerhaft zu beenden. Unsere Mitglieder – Familienunternehmen wie auch institutionelle Eigentümer – sind dem Standort Bahnhofsviertel oft seit Jahrzehnten eng verbunden und wollen ihn mit all seinen Facetten auch in Zukunft weiter mitgestalten.

Dabei geht es allen Beteiligten darum, unser vielschichtiges, kreatives und besonderes Viertel mit all seinen schrägen Schönheiten und schönen Schrägheiten sowie seinem enormen Potenzial wieder zurück auf einen guten Weg zu führen. Einen Weg, der für Frankfurt – und vor allem für die Bewohner, Unternehmer und Arbeitnehmer in diesem Stadtteil – sichtbareres Symbol für ein besonderes Viertel ist, das traditionell mit seinen Brüchen zu leben versteht.

Wir werden uns intensiv und offen mit allen an der Verbesserung der Situation interessierten Bürgern, Institutionen und Initiativen austauschen, wollen mit Rat und Tat zu Seite stehen und werden unsere Mittel nutzen, um auch unserer Verantwortung für unsere Mieter und deren rund 20.000 Mitarbeiter im Viertel gerecht zu werden. Dabei ist natürlich die grundsätzliche und deutliche Verbesserung der Situation für Drogenkranke und Obdachlose ein wesentlicher Teil einer sozial ausgewogenen Lösung und ein nicht minder wichtiges Anliegen für uns.

Als Frankfurter Bürger und Frankfurter Unternehmen werden wir unter dem Motto „Ein ganzes Viertel“ dazu beitragen, unseren Stadtteil Bahnhofsviertel aus seiner negativen Dynamik zu befreien, auf den Weg zu einer positiven Entwicklung für alle zurückzukehren und dauerhaft für ein lebenswertes Miteinander zu sorgen.

Die Industrie- und Handelskammer unterstützt die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel, da sie das Ziel hat, die Situation der Unternehmerinnen und Unternehmer am Standort nachhaltig zu verbessern. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation im Bahnhofsviertel immer weiter verschlechtert, mit teilweise dramatischen Auswirkungen auf die Betriebe. Dies ist nicht länger hinnehmbar, die Berufsausübung und Unternehmensführung müssen möglich sein. Dafür bedarf es geordneter Verhältnisse, damit Kunden und Geschäftspartner sicher zu den Geschäften kommen können und die Unternehmen für die Beschäftigten attraktiv bleiben. Im öffentlichen Raum gibt es erheblichen Handlungsbedarf hinsichtlich der Erhöhung von Sicherheit und Sauberkeit. Inzwischen gehen die Auswirkungen der dortigen Entwicklung weit über das Bahnhofsviertel hinaus. So wird durch bundesweite und internationale Berichterstattungen ein negatives Image kreiert, welches letztlich dem gesamten Wirtschaftsstandort Frankfurt am Main schadet.

Ulrich Caspar

Präsident, IHK Frankfurt am Main

10 gute Punkte

Forderungen, Anregungen und Wünsche zur Verbesserung der Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel sind seit Jahren zahlreich vorhanden und werden an den unterschiedlichsten Stellen immer wieder aufgeführt und diskutiert. Allein die Erkenntnisse führen zu keinen Lösungen.

Die Mitglieder der Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel unterstützen alle an echten Lösungen interessierten Beteiligten und Betroffenen. Dies aber mit klarem Fokus auf messbare Ergebnisse, denn nicht das Erzählte reicht, sondern das im Viertel Erreichte zählt.

Die nachstehenden 10 Punkte werden unsere Arbeit so lange prägen, bis unsere Mieter, Anwohner, Gewerbetreibende und Eigentümer sie für gelöst halten.

Sicher

1. Deutlich erhöhte Polizeipräsenz im Viertel / am Bahnhof zur vorbeugenden Kriminalitätsabwehr.

2. Dauerhafte Polizeipräsenz mit möglicher Polizeiwache am Kaisersack.

3. Waffenverbot in den von der Polizei definierten Bereichen.

Sauber

4. Wiederherstellung eines lebenswerten öffentlichen Raums für alle mit entsprechender Sauberkeit und Sicherheit. Weitere sinnvolle Erhöhung/Optimierung der Reinigungsfrequenz der Straßenreinigung. Schnellere Entsorgung von Haus- und Gewerbeabfällen.

5. Schaffung von Abstell-Zonen für E-Scooter, Verbot von E-Scootern außerhalb dieser Zonen.

6. Dialog mit der Bahn zur besseren Gestaltung/Absicherung und Reinigung der zahlreichen Baustellen. Optische Änderung der baulichen Situation am S-Bahn-Abgang Kaisersack.

7. Bewahrung/Schutz der rund 200 denkmalgeschützten Gebäude im Viertel.

Sozial

8. Aufbau einer deutlich größeren Anzahl von Streetworkern für die dauerhafte und verbesserte Betreuung der Drogenszene vor Ort.
Schaffung zusätzlicher sozialer Unterkünfte & Druckräume bzw. Unterstützung der dortigen Eigentümer bei der Umsetzung.

9. Bereitstellung von Sanitäranlagen/Toilettenwagen an markanten Punkten im Viertel.

10. Schnelle Umsetzung von Maßnahmen für bessere Betreuung von Obdachlosen mit einer adäquaten Anzahl von Schlafmöglichkeiten.

Aktuelles

Podiumsdiskussion „Ein ganzes Viertel im Dialog“

Podiumsdiskussion „Ein ganzes Viertel im Dialog“

Wir haben uns sehr über den großen Zuspruch zu der gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern RheinMain-Media und Der Mittelstand, BVMW e.V. - Metropolregion FrankfurtRheinMain in den Räumen der Loge zur Einigkeit organisierten Podiumsdiskussion gefreut. Moderator und FAZ-Redakteur Günter Murr hat...

Ein schönes Tor für die EM 2024

Ein schönes Tor für die EM 2024

Die Bedeutung des sogenannten Kaisersacks als "Tor zur Stadt" wird gegenwärtig oft im Zusammenhang mit der EM in diesem Sommer gesehen. Die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel hat dazu mit der Unterstützung des Teams von Nordisk Büro einen Vorschlag für eine lebendige und fröhliche Begrüßung der...

Situation am Kaisersack muss verbessert werden

Situation am Kaisersack muss verbessert werden

Eigentümerintiatitive Bahnhofsviertel unterstützt Verkehrsberuhigung | Umbenennung gefordert / Erweiterung des Emilie und Oskar Schindler Platzes sinnvoll | Frankfurt, 19. Dezember 2023 – Die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel, ein Zusammenschluss von derzeit 18 Immobilieneigentümern im Bahnhofsviertel (https://einganzesviertel.de), unterstützt die kürzlich formulierte Forderung des Ortsbeirats 1 nach einer Verkehrsberuhigung des Kaisersacks ausdrücklich…

Podcast

Geschichte

1332

Verlagerung des Hochgerichts auf das Galgenfeld

17. Jhd.

Erste Sommerhäuser an der Windmühle

18. Jhd.

Sommerhäuser entlang des Mains werden zu dauerhaften Domizilen

1806

Abbruch des Galgens

19. Jhd.

Entlang der Mainzer Landstraße und des Mains entstehen noble Villen

1839

Eröffnung der Taunusbahn nach Höchst

1844

Baubeginn der Main-Neckar-Brücke, Fertigstellung 1848 (heute Friedensbrücke)

1846

Eröffnung der Main-Neckar-Bahn

1850

Eröffnung der Main-Weser-Bahn bis Friedberg, Verlängerung 1852 bis Kassel

1860

Justus Kramer entwickelt die Idee eines zentralen Kopfbahnhofs am Roßmarkt | Auf dem früheren Areal des zugeschütteten Winterhafens entsteht in den folgenden Jahren das Nizza

1873

Durchbruch der Kaiserstraße nach Westen |
 Beginn der Parzellierung der südlichen Flächen des Quartiers durch die Süddeutsche Immobiliengesellschaft

1880

Wettbewerb für das Empfangsgebäude des neuen Hauptbahnhofs, insgesamt 59 Einreichungen, Siegerentwurf von Hermann Eggert

1883

Grundsteinlegung für den Hauptbahnhof am 28. Mai

1886

Entwicklung eines Fluchtlinienplans zur Parzellierung des ehemaligen Gleisfeldes der Westbahnhöfe | Bau des Postamtes 2 in der Ludwigstraße 2-4 und Poststraße 20

1888

Eröffnung des Güterbahnhofs (nördlich der Mainzer Landstraße gelegen, heute Europaviertel) am 1. August | Einweihung des Hauptbahnhofs am 18. August

1891

Internationale Elektrotechnische Ausstellung: Am 24. August gelingt erstmals die Fernübertragung von Wechselstrom von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main | Danach Beginn der planmäßigen Bebauung der mittleren Flächen des Quartiers

1895

Gründung der evangelischen Bahnhofsmission, 1901 folgt ein katholisches Äquivalent

1896

Loge zur Einigkeit bezieht Logenhaus in der Kaiserstraße 37

20. Jhd.

Zu Beginn des Jahrhunderts erreicht die Straßenprostitution die Kaiserstraße, zudem käufliche Liebe in Animierkneipen

1903

Neubau der Weißfrauenschule in der Gutleutstraße anstelle der seit 1868 betriebenen Schwimmanstalt Gerlach, heute August-Henze-Schule

1904

Neubau der Karmeliterschule in der Moselstraße nach Entwurf von Rudolf Reinicke

1905

Einweihung des Schumanntheaters

1906

Frankfurts erstes Kino eröffnet in der Kaiserstraße 60

1907

Bau der Rudolfschule in der Niddastraße 99-101 nach Entwürfen des Stadtbauinspektors Max Berg, heute weitgehend abgebrochen

1909

Eröffnung des Kochkunstmuseums an der Ecke Untermainanlage / Windmühlstraße

1911

Arthur Hellmer eröffnet das Neue Theater an der Mainzer Landstraße

1913

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Parzellen des Bahnhofsviertels bebaut

1924

Fertigstellung der Erweiterung des Hauptbahnhofs um sechs Gleise und zwei Hallen

1931

Fertigstellung des von Max Taut geplanten Gewerkschaftshauses als erstes Hochhaus

1933

Besetzung des Gewerkschaftshauses durch SA und NSDAP

1942

Im Amsterdamer Exil malt Max Beckmann den Frankfurter Hauptbahnhof

1944

Schwere Schäden durch Luftangriffe am 22. März, 26 Prozent der Gebäude vollkommen zerstört

1945

Amerikanische Truppen nehmen am 29. März Frankfurt ein

1948

Die neu gegründete Bank Deutscher Länder, die spätere Bundesbank, bezieht ihren Sitz in der Taunusanlage 5

1951

Die Friedensbrücke wird eingeweiht

1956

Fertigstellung der evangelischen Weißfrauenkirche

1961

Abriss des Schumanntheaters

1963

Einweihung des Fußgängertunnels am Bahnhofsvorplatz | Eröffnung des Hotels „Intercontinental“

1966

An der Weserstraße 5 wird das „Haus der Diakonie“ (später „Weser 5“) eröffnet

1967

Die IG Metall baut neben dem Gewerkschaftshaus ihre neue Hauptverwaltung

1968

Das neue Holzmann-Hochhaus in der Taunusstraße wird eingeweiht

1969

Mit dem „Crazy Sexy“ eröffnet das erste offizielle Bordell

1972

Das Hochhaus „T11“ der Chase Manhattan
Bank wird fertiggestellt

1974

Der Autotunnel zwischen Berliner Straße und Gutleutstraße wird für den Verkehr freigegeben

1977

Die DG Bank stellt ihr Hochhaus an der Wiesenhüttenstraße fertig | Die US Army räumt die Gutleutkaserne

1978

Die Dresdner Bank bezieht den „Silberturm“ | Der City-Tunnel von der S-Bahnstation Hauptbahnhof in die Innenstadt wird in Betrieb genommen

1980

Nach der Räumung der „Haschwiese“ im Anlagenring verlagert sich die Drogenszene ins Bahnhofsviertel

1982

Oberbürgermeister Walter Wallmann sagt der Prostitution und der Drogenszene im Viertel den Kampf an

1989

Die neue Römerkoalition aus SPD und Grünen macht die Pläne, die Bordelle aus dem Viertel zu verbannen, rückgängig

1990

Der Holbeinsteg wird fertiggestellt

1992

Die Sanierung des Fürstenhofs wird abgeschlossen

1995

Die ersten „Druckräume“ des Bahnhofsviertels werden eröffnet

1999

Der Kaisermarkt findet zum ersten Mal statt

2002

Nach der Holzmann-Insolvenz wird das Verwaltungsgebäude abgerissen | Auf dem Grundstück wird 2004 das „Skyper“-Hochhaus fertiggestellt | Der „Gallileo“ der Dresdner Bank wird fertiggestellt

2003

Das 4. Polizeirevier zieht vom Wiesenhüttenplatz in die Gutleutstraße | Der Bau des „Main-Forums“ der IG Metall ist abgeschlossen

2005

Das Förderprogramm „Wohnen und Leben im Bahnhofsviertel“ wird gestartet

2006

Der Verein „basis“ zur Unterstützung junger Künstler wird gegründet

2018

Der Frankfurter BAHNHOFSVIERTELCHOR wird gegründet

2019

Die KAISERPASSAGE wird nach zwei Jahren Umbau wieder eröffnet | Der Fernbusbahnhof an der Südseite des Hauptbahnhofes geht nach rd. zwanzigjähriger Planung und Bauzeit in Betrieb | Der Kaisermarkt feiert sein 20-jähriges Jubiläum

Quelle: Banker, Bordelle & Bohème, Klaus Janke, Markus Häfner, Societäts-Verlag

Denkmalschutz

Pracht kann keine Sünde sein

Das Bahnhofsviertel ist der zweitkleinste Frankfurter Stadtteil und auf diesem engen Raum liegen nicht nur Freud und Leid dicht beieinander, sondern auch rund 220 denkmalgeschützte Gebäude. Die zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gründerzeitbauten entlang der Kaiserstraße markieren heute noch eindrucksvoll die einzige Frankfurter Prachtallee. Die größtenteils aufwändig sanierten alten Fassaden sind mittlerweile ein städtebauliches Markenzeichen des Viertels und der Stadt Frankfurt. Bürgerengagement ist dabei ein wichtiger Teil der Erhaltung historischer Bausubstanz. Ein schönes Beispiel ist das 2010 mit dem hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnete Haus Nummer 31 in der Moselstraße. Hier, wo 1904 Bäckermeister Kempf seine Bäckerei eröffnete, haben seine Enkelinnen das Gebäude inmitten des Rotlichtviertels zu einem ästhetischen Meilenstein originalgetreu restauriert. Animierbar im Erdgeschoss inklusive.

Einen umfassenden Überblick liefert die Liste der Kulturdenkmäler in Frankfurt-Bahnhofsviertel.

Über uns

Wir sind eine 2023 gegründete Initiative von bisher 18 Immobilien-Eigentümern (Familienunternehmen und institutionelle Eigentümer) im Frankfurter Bahnhofsviertel. Unsere Mitglieder engagieren sich teilweise seit über einem Jahrhundert und darüber hinaus mit großen Investitionen im Stadtteil.

Diese Initiative will auch stellvertretend für über 1.000 Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern im Frankfurter Bahnhofsviertel dafür sorgen, dass unser Bahnhofsviertel wieder zu seiner alten Balance zurückfindet und als „Tor zur Stadt“ für Anwohner, Mitarbeiter in den ansässigen Unternehmen, Kunden, Messebesucher, Pendler und Touristen in Zukunft seine guten Seiten in den Vordergrund stellt.

Statt eines Logos haben wir uns für das Bild des von Max Beckmann im holländischen Exil 1943 aus dem Gedächtnis gemalten Frankfurter Hauptbahnhofs entschieden. Wir haben dieses Bild für unsere Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel ausgewählt, weil es im Städel gezeigt wird, von einem Maler gemalt wurde, der lange und gern in Frankfurt lebte und arbeite und es uns zeigt, dass auch in schlechten Zeiten die Erinnerung an die Schönheit des Frankfurter Bahnhofs und des angrenzenden Bahnhofsviertels dabei hilft, nie den Mut und die Hoffnung zu verlieren.

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